2. Klimakonferenz des Landkreises Haßberge
Passend zur Bayerischen Klimawoche fand am 18. Oktober 2024 die zweite Klimakonferenz des Landkreises Haßberge in der Ganztagesstätte am Schulzentrum in Haßfurt statt. Die diesjährige Klimakonferenz stand unter dem Motto „Gemeinsam nachhaltig: Regional profitieren“, ganz im Sinne von Zusammenarbeit und Wertschöpfung vor Ort.
Interessierte aus Politik, Wirtschaft, Landwirtschaft und Zivilgesellschaft nutzten die Möglichkeit, um sich über den Entwicklungsstand von Energiewende und Klimaschutz in der Region zu informieren, gemeinsam mit hochkarätigen Referenten einen Blick auf die großen Zusammenhänge zu werfen und in Gesprächen die Herausforderungen sowie Handlungsperspektiven zu diskutieren. Die Klimakonferenz machte deutlich, dass sich der Landkreis Haßberge auf einem guten Weg befindet und eine echte Vorreiterrolle in Bayern und ganz Deutschland einnimmt. Die aktive Gestaltung von Energiewende und Klimaschutz kommt der Bevölkerung und der gesamten Region zugute. Diese positive Entwicklung gilt es zukünftig fortzuführen, um das Ziel eines nachhaltigen Landkreises zu erreichen.
Klimaschutzmaßnahmen und aktueller Handlungsbedarf
In seinem Grußwort betonte Landrat Wilhelm Schneider, dass seit der ersten Klimakonferenz 2023 schon zahlreiche Maßnahmen umgesetzt und wichtige Schritte zur Erreichung der bilanziellen Klimaneutralität bis 2030 realisiert werden konnten. Ein wichtiger Schritt im Einsatz für den Klimaschutz in der Region ist der Klimapakt, der 2023 zwischen Landkreis und Kommunen geschlossen wurde. Mit den darin enthaltenen Maßnahmen ist er ein effektives Instrument, um gemeinsam den Ausstoß der Treibhausgase zu reduzieren. Angesichts der lokal und weltweit spürbaren Auswirkungen des Klimawandels unterstrich Landrat Wilhelm Schneider die Notwendigkeit zu handeln. Um die Entwicklung positiv zu beeinflussen, sei jeder noch so kleine Beitrag von Politik, Wirtschaft, Landwirtschaft und Zivilbevölkerung wichtig und erforderlich.
Die Klimakonferenz bot auch der neuen Klimaschutzmanagerin des Landkreises, Nora Gnilke, die Möglichkeit sich vorzustellen. In ihrer kurzen Ansprache rief sie die Menschen in der Region dazu auf, sich im persönlichen Umfeld für den Erhalt der Lebensbedingungen einzusetzen, auch wenn der einzelne Beitrag gering erscheint. Der Gemeinschaftsaspekt ist Nora Gnilke dabei besonders wichtig, da die einzelnen Beiträge zusammen eine große Wirkung erzielen können.
Unterstützungsangebot und Beteiligungsmöglichkeit für Bürgerinnen und Bürger
Dr. Sabine Hafner, Vorständin der KlimaKom eG, führte als Fachexpertin in Sachen Klimaschutz und Kommunikation gekonnt durch die Konferenz. Im Gespräch mit einigen regionalen Akteuren aus dem Bereich Klimaschutz und Energie wurde das umfassende Unterstützungs- und Beteiligungsangebot für Bürgerinnen und Bürger im Landkreis Haßberge sichtbar. Petra Sommer, Leiterin des UmweltBildungsZentrums Oberschleichach (UBiZ) erläuterte, was unter Bildung für nachhaltige Entwicklung zu verstehen ist. Das UBiZ bietet in diesem Bereich zahlreiche Veranstaltungen für alle Altersgruppen an und vermittelt damit, wie das Wissen über nachhaltiges Verhalten im Alltag umgesetzt werden kann. Über die Möglichkeiten für Bürgerinnen und Bürger, sich an der Energiewende zu beteiligen, sprach Lisa Kötting als stellvertretende Vorsitzende der BürgerEnergieGenossenschaft Haßberge eG (BEG). Indem Bürgerinnen und Bürger Anteile an der BEG erwerben, können Erneuerbare Energieanlagen im Landkreis finanziert werden. Das sichert die regionale Stromversorgung und sorgt dafür, dass die Bevölkerung auch finanziell davon profitiert.
Der Energieberater des Landkreises, Bastian Buhlheller, stellte das Angebot der Erstberatung für Bürgerinnen und Bürger am UBiZ vor. Dabei ging er unter anderem auf die Einsatzmöglichkeiten der Wärmepumpe ein.
Status Quo „Der Landkreis Haßberge auf dem Weg zur Klimaneutralität“
Marco Siller, Geschäftsführer der GUT mbh Haßberge (Gesellschaft zur Umsetzung erneuerbarer Technologieprojekte im Landkreis Haßberge mbH) erläuterte in seinem Vortrag die Fortschritte der Energiewende im Landkreis seit der ersten Klimakonferenz 2023. Mit den bisher realisierten Photovoltaik- und Windkraftanlagen und einigen noch geplanten Projekten ist es möglich, den Energiebedarf im Landkreis vollständig zu decken. Die Region befindet sich auf einem guten Weg, das Ziel der bilanziellen Klimaneutralität bis 2030 zu erreichen.
Infomarkt und Zeit für Gespräche
Die Pause nutzten die Konferenzteilnehmer für intensive Gespräche. Zudem präsentierten UBiZ, BEG, GUT, Klimaschutzmanagement und Regionalmanagement ihre Angebote und Projekte. Prof. Dr. Michael Sterner stellte sein Buch „So retten wir das Klima“ vor. Und auch das Bibliotheks- und Informationszentrum Haßfurt (BIZ) war am Infomarkt vertreten mit einem umfangreichen Buchangebot zum Thema Nachhaltigkeit und der Bibliothek der Dinge.
Wachstum? Ja, bitte! Aber dann Wachstum 3.0
Max Schön, Unternehmer und langjähriger Präsident des Club of Rome, referierte nach der Pause in seinem Vortrag über die schon sichtbaren Auswirkungen der Klimakrise und den Handlungsbedarf. Er ging dabei auch auf die globalen Zusammenhänge ein und betonte die Verantwortung der Industrienationen. Mit seinem Vortrag gab er Unternehmen auch einen Aktionsplan zu Wachstum 3.0 mit.
Wind, Solar, Speicher und Co: Wie erneuerbare Energien echte Wertschöpfung in unserer Region schaffen
Prof. Dr. Michael Sterner vom IFES Institut für Energiespeicher GmbH stellte in seinem Impulsvortrag vor, wie Treibhausgase aus fossilen Energien vermieden werden können: Indem die Energieeffizienz verbessert wird, Strom zu 100 % aus erneuerbaren Energien gewonnen wird, alle Sektoren soweit möglich elektrifiziert werden und Power-to-X zum Einsatz kommt. Wesentlich für das Erreichen der Klimaschutzziele sei die Energiewende, die idealerweise regional stattfindet und damit Wertschöpfung vor Ort schafft, unabhängig von großen Konzernen. Er machte deutlich, dass die technischen Voraussetzungen vorhanden sind. Jetzt liegt es an der Gesellschaft, diese auch zu nutzen.
Präsentation Regionale Wertschöpfung
Vorstellung des Regionalwerks
Ein besonderes Highlight erwartete die Teilnehmenden mit dem letzten Programmpunkt der Konferenz: Das am 8. Oktober 2024 gegründete Regionalwerk wurde vorgestellt. Marco Siller von der GUT Haßberge mbh erläuterte Entstehung und Aufbau des Regionalwerks und ging auf die Vorteile und Besonderheiten ein. Voraussichtlich ab Mitte 2025 wird über das Regionalwerk ein langfristig stabiler regionaler Stromtarif für Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen im Landkreis Haßberge angeboten werden. Wie das Regionalwerk funktioniert und zur Steigerung der regionalen Wertschöpfung beiträgt, vermittelt der neue Erklärfilm, der zum Abschluss der Konferenz Premiere feierte.
Ausblick auf die Klimakonferenz 2025
Die Organisatoren der Klimakonferenz 2024 bedanken sich bei allen Beteiligten vor, auf und hinter der Bühne und freuen sich schon jetzt auf die dritte Auflage der Klimakonferenz 2025. Nähere Informationen dazu werden an dieser Stelle zu gegebener Zeit veröffentlicht.